Geschenke sind in unserem Alltag allgegenwärtig, sowohl im Privatleben bei Freundschaften und Paarbeziehungen als auch im Geschäftsleben. Geschenke sind ein beachtlicher Aspekt für die Wirtschaft, besonders für den Einzelhandel. Laut einem bekannten Sprichwort erhalten (kleine) Geschenke die Freundschaft aber stimmt dies und wenn ja, warum? Dieser Frage geht dieser Artikel auf den Grund und gibt zusätzlich viele Informationen über Anlässe und Hintergründe des Schenkens.
Schenken ist uralt und allgegenwärtig
Überall auf der Welt sind Geschenke seit jeher ein fester Bestandteil des Soziallebens. Anthropologen und Sozialwissenschaftler haben die symbolische Natur des Schenkens ausgiebig untersucht und betrachten es als ein universelles Phänomen in allen menschlichen Gesellschaften. Aber nicht nur dort, sondern auch bei einigen Tierarten. Das Schenken ist möglicherweise eine der ältesten menschlichen Handlungen. Es war schon vor der Entstehung der Zivilisation üblich und geht auf den Ursprung unserer Spezies zurück. Selbst in der primitiven Kultur der Höhlenmenschen war das Überreichen von Geschenken ziemlich verbreitet, da es dazu diente, Liebe und Zuneigung zueinander zu zeigen. Das Verteilen von Geschenken wurde früher auch als Statussymbol verstanden. Stammes- oder Clanführer zeigten ihre Wertschätzung in Form von Geschenken denjenigen, die an einer wichtigen Leistung beteiligt waren. Die Forscher sind sich einig, dass Geschenke unabhängig von den Motiven des Schenkers Kommunikation und dem sozialen und wirtschaftlichen Austausch einer Gesellschaft dienen. Das menschliche Schenken kann als Ausdruck unseres natürlichen Bedürfnisses gesehen werden, zwischenmenschliche Beziehungen durch Teilen zu stärken. Die Motive für das Schenken lassen sich grob in die beiden Kategorien altruistisch oder selbstlos einstufen. Ferner schlagen die Forscher vor, dass das Schenken auch ein Ergebnis des Strebens nach Einhaltung sozialer Normen ist.
Ist Geben seliger als Nehmen?
Schenken könnte wohl nie so allgegenwärtig und beliebt sein, wenn das Glücksgefühl dabei einseitig wäre. Die Tatsache, dass der Akt des Schenkens sowohl den Beschenkten als auch den Schenkenden glücklich macht, ist das Geheimnis seines Erfolges. Das Gefühl des Glücklichseins wird von Hormonen wie Dopamin, Endorphin und Oxytocin gesteuert. Forscher haben bei Studien über das Schenken festgestellt, das bei Schenkenden sogar noch mehr dieser Hormone freigesetzt werden als bei den Empfängern der Geschenke. Unsere Körper sind so programmiert, dass unsere Freude des Beschenkten noch übersteigt, wenn wir etwas verschenken. Schenken ist also eine klassische Win-win-Situation für beide Seiten und ist deshalb so erfolgreich. Der Bibelspruch „Geben ist seliger denn Nehmen“ ist heute so aktuell wie vor 2.000 Jahren und Schenken wird nie aus der Mode kommen, weil es zur menschlichen Natur gehört.
Die wichtigsten Geschenkanlässe
Die schönsten Geschenke sind oft solche, die einfach so, ganz ohne konkreten Anlass gemacht werden. Der Überraschungseffekt und die Sicherheit, dass das Geschenk nicht aus Pflichtgefühl aufgrund eines bestimmten Festes gemacht wurde, erhöhen die Freude des Beschenkten. Auf der anderen Seite gibt es Anlässe, an denen es gesellschaftlich vorprogrammiert ist, dass Geschenke gemacht werden. Das Ausbleiben eines erwarteten Geschenks zu einem solchen Anlass ist nicht selten der Grund für Enttäuschungen, Verstimmungen und Frustration zwischen Menschen. Die wichtigsten Anlässe und Tage für Geschenke sind hier aufgeführt.
Hochzeit
Hochzeitsgeschenke haben eine längere Tradition als alle anderen Geschenkanlässe. Sie haben ihren Ursprung in der Vorstellung von einem Brautpreis oder einer Mitgift, die an die Familie der Braut gezahlt wurde. Die älteste bekannte Aufzeichnung von Mitgift ist über 5.000 Jahre alt. Auch im Tierreich machen meistens männliche Tiere den Weibchen Geschenke, die mit dem Nestbau in Zusammenhang stehen. Hochzeitsgeschenke waren früher praktische Gegenstände, die das frischvermählte Brautpaar für das gemeinsame Leben benötigte. Dies spiegelt sich bis heute wider. Haushaltswaren wie Geschirr etc. sind weiterhin beliebte Geschenke zur Hochzeit.
Weihnachten
Die Geschenke der Heiligen Drei Könige für das Jesuskind sind als die ersten Weihnachtsgeschenke bekannt, aber bereits davor machten sich Römer im Dezember gegenseitig Geschenke. Die Tradition, sich zu Weihnachten gegenseitig zu beschenken, soll auf das heidnische Fest der „Saturnalien“ zurückgehen. Dies wurde von den alten Römern lange vor Christi Geburt im Dezember gefeiert. Die Römer schenkten einander preiswerte Ton- oder Wachsfiguren, während Kinder oft Spielzeug erhielten. Als das Christentum nach Rom kam, vermischte sich die neue Religion mit den alten kulturellen Gebräuchen. Später verbreiteten sich diese Bräuche in alle Welt, wo sie aufgrund der tiefen Verankerung des Schenkens in der menschlichen Natur, auf fruchtbaren Boden fielen.
Geburtstag
Die Geburtstage von Pharaonen und Königen waren schon im Altertum alljährlich wiederkehrende Festtage für viele Völker. Normalsterbliche feierten bis ins Mittelalter hinein eher ihren Namenstag als ihren Geburtstag. Heute ist der Geburtstag für viele der Tag des Jahres, an dem sie die meisten Geschenke empfangen. Besonders Kinder werden zum Geburtstag reich beschenkt.
Geburt / Taufe
Wie auch bei der Hochzeit ist die Geburt eines Kindes der Anfang einer neuen Lebensphase, in der einige praktische Dinge benötigt werden. Die Anschaffung von Kinderwagen, Autositz, Babybett und Kleidung sind für die Eltern mit hohem finanziellem Aufwand verbunden. Geschenke zur Geburt und Taufe sind oft praktisch oder haben einen bleibenden Wert.
Muttertag / Frauentag
Obwohl der Muttertag in der modernen Geschichte ein relativ neuer Feiertag ist, gab es im Laufe der Jahrhunderte in verschiedenen Kulturen Versionen ähnlicher Feiertage. Dabei wurden schon früh Fruchtbarkeitsgöttinnen oder die Mütter von Göttern gefeiert. Der moderne Muttertag nahm seine Anfänge 1907 in den USA und kam 1917 in die Schweiz. In vielen Ländern werden traditionell Geschenke auch zum internationalen Frauentag am 8. März gemacht. In den letzten Jahren wurde der Frauentag immer mehr ein Tag, an dem Frauen Geschenke gemacht werden.
Valentinstag
Die Geschichte des Valentinstags geht auf das 3. Jahrhundert in Rom zurück, als St. Valentin hingerichtet wurde. Jedes Jahr am 14. Februar schicken Millionen Menschen auf der ganzen Welt ihren Liebsten herzförmige Karten und Valentins Schokolade, um ihre Liebe und Zuneigung auszudrücken.
Weitere Geschenkanlässe
Hochzeitstage, Namenstage, Nikolaus, Ostern und Abschlussfeiern sind zusätzliche Feierlichkeiten, bei denen es üblich ist, sich zu beschenken. Konfirmation, Kommunion und Firmung sind religiöse Anlässe, bei denen Geschenke üblich sind. Auch bei Umzügen oder bei Jobwechseln und Beförderungen können Präsente überreicht werden. Ein kleines Gastgeschenk ist bei jedem Besuch gerne gesehen. Zu Richtfesten und Firmeneröffnungen sollten ebenfalls Geschenke mitgebracht werden.
Wichtigkeit von Geschenkverpackungen
Ein schön verpacktes Geschenk steigert die Vorfreude auf den unbekannten Inhalt und das Auspacken ist ein besonders freudiger Moment. Dieses Gefühl kennen wir alle und die Bedeutung der Verpackung ist sogar wissenschaftlich belegt. Studien haben gezeigt, dass Menschen ein und dasselbe Geschenk höher bewerten, wenn es in schönes Papier und Schleifen eingewickelt ist, als wenn es unverpackt bleibt. Vielleicht ist das der Grund, warum Geschenke seit jeher verpackt werden. Papier wurde in seiner Heimat China sogar zuerst als Geschenkverpackung verwendet und erst später zum Schreiben.
Geschenke als Ausdruck der Selbstliebe
Wenn der Schenkende und der Beschenkte ein und dieselbe Person ist, profitiert diese Person gleich doppelt von den damit verbundenen Hormonausschüttungen. Sich selbst zu beschenken ist aus diesem Grund in jedem Fall eine gute Idee und wichtig für das Wohlbefinden. Man weiss ja schliesslich auch selbst am besten, worüber man sich wirklich freut. Niemand sollte darauf warten, dass jemand anderes das begehrte Objekt für ihn kauft. Sich zu beschenken ist ein Zeichen der Liebe zu sich selbst, so wie Geschenke für andere auch ein Zeichen der Liebe und Wertschätzung sind.